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Störfälle

Presse Information vom 29. August 2008
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Schwere Explosion im BAYER-Werk Institute/USA

wahrscheinlich ein Toter / Pestizidproduktion betroffen / Sicherheits-Problematik bereits in BAYER-Hauptversammlung diskutiert / „Schwester-Werk“ von Bhopal

Im amerikanischen BAYER-Werk in Institute gab es in der vergangenen Nacht (22.30 Uhr Ortszeit) eine schwere Explosion. Zwei Arbeiter wurden verletzt, einer wird noch vermisst. Ein lokaler TV-Sender berichtet von einem Todesopfer. Anwohner klagen über Kopfschmerzen.

Die Erschütterungen waren in einem Umkreis von mehr als 15 km zu spüren, Augenzeugen sprachen von „Schockwellen wie bei einem Erdbeben“. Tausende Einwohner der Städte South Charleston, Cross Lane, Dunbar und St. Albans wurden aufgefordert, ihre Häuser nicht zu verlassen. Die benachbarte Autobahn, Interstate 64, wurde während der Nacht geschlossen. Die Nachrichtenagentur Associated Press spricht von einem „hundreds of feet“ hohen Feuerball.

Ersten Berichten zufolge ereignete sich die Explosion in einer Produktionsanlage des hochgiftigen Pestizids Methomyl. Nach Angaben von BAYER waren daran die Vorprodukte Dimethyldisulfid, Methylisobutylketon und Hexan beteiligt. Unklar ist, ob auch giftige Pestizidwirkstoffe austraten. Der Präsident des zuständigen Verwaltungsbezirks Kanawha County, Kent Carper, übte in der Nacht scharfe Kritik: „Wir bekommen aus dem Werk dürftige Informationen, das ist vollkommen wertlos.“

Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG): „Regelmäßig kommt es in Institute zu schweren Unfällen. Die Werksleitung muss als Erstes umgehend klären, ob in der vergangenen Nacht giftige Stoffe wie Methomyl oder MIC ausgetreten sind. Zudem erneuern wir unsere Forderung, die hochgefährlichen MIC-Tanks in Institute abzubauen. Die gestrige Explosion zeigt einmal mehr, dass die Sicherheit der Anwohner nicht garantiert ist.“ Die CBG hatte zur diesjährigen BAYER-Hauptversammlung einen Gegenantrag zur ungenügenden Sicherheits-Situation in Institute eingebracht; dieser wurde vom BAYER-Vorstand jedoch als „unbegründet“ abgewiesen.

Das Werk in Institute gehörte früher zu UNION CARBIDE und war das „Schwester-Werk“ der Fabrik in Bhopal. In Bhopal fielen 1984 mindestens 4000 Menschen der Chemikalie Methyl-Isocyanat (MIC) zum Opfer. Heute ist Institute das einzige Werk in den USA, in dem MIC in großen Mengen produziert und gelagert wird. Auch bei der Produktion von Methomyl wird MIC verwendet. Etwa die vierfache Menge des in Bhopal ausgetretenen MIC sowie große Mengen des Giftgases Phosgen lagern in Institute, genaue Angaben verweigert die Werksleitung. Ein worst-case-Szenario kam 1994 zu dem Ergebnis, dass bei einem Großunfall in einem Umkreis von 15 km tödliche Vergiftungen auftreten könnten.

Bereits bevor das Werk im Jahr 2001 von BAYER gekauft wurde, kam es in Institute zu mehreren schweren Unfällen mit Todesfolgen. Kurz vor Silvester trat aus dem Werk das hochgefährliche Pestizid Thiodicarb aus.

weitere Informationen:
=> Artikel “Hochrisiko Fabrik Institute”
=> Hintergrundinfos zum Werk Institute (engl.)
=> Dokumentation „Störfälle bei BAYER“