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Klimalüge

Gegenantrag der Aktionärin Christiane Schnura zur Hauptversammlung am 28. April 2006

Gegenantrag zu TOP 2: Der Vorstand wird nicht entlastet

BAYER betreibt Desinformation zum Thema „Klimaschutz“. Hierfür trägt der Vorstand die Verantwortung.

BAYER brüstet sich in der Öffentlichkeit mit einer angeblichen Vorreiterrolle bei der Reduktion von Treibhaus-Emissionen. So heißt es im BAYER-Nachhaltigkeitsbericht: „Konzernweit wurde die direkte Emission klimarelevanter Gase seit 1990 deutlich über 60% reduziert“ – von 15,5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent (1992) auf 5,4 Mio Tonnen (2003). Damit habe „der BAYER-Konzern das Ziel einer 50-prozentigen Verringerung der direkten Emission von Treibhausgasen von 1990 bis zum Jahre 2010 bereits Ende 2002 übertroffen“.

Einer genaueren Betrachtung hält diese Behauptung nicht stand. Der Rückgang der Emissionen steht größtenteils nur auf dem Papier:

· Der Fremdbezug von Energie ist bei BAYER stark gestiegen. Während BAYER im Jahr 1992 noch 83 Prozent seines Bedarfs selbst erzeugte, waren es zehn Jahre später nur noch 58 Prozent. Die bei den externen Energie-Lieferanten anfallenden CO2-Emissionen tauchen jedoch nicht in der Klimabilanz von BAYER auf. Selbst die BASF hat es nicht nötig, ihre Bilanz derart schönzurechnen - im BASF Umweltbericht wurden die Emissionen der Energie-Zulieferer mit berücksichtigt.
· Im Jahr 2001 wurde die Tochter EC Erdölchemie verkauft. Die Firma war für einen Kohlendioxid-Ausstoß von 3,1 Mio Tonnen verantwortlich. Diese Emissionen wurden lediglich umgebucht - auf das Konto des neuen Besitzers BP. Der Verkauf einer Unternehmens-Tochter hat nichts mit Klimaschutz zu tun.

Der absolute Ausstoß von Klimagasen geht aus dem BAYER Nachhaltigkeitsbericht nicht hervor, da BAYER in der 140-seitigen Broschüre die essentiellen Angaben zu seinen Energie-Zulieferern verschweigt. Addiert man für eine überschlagsmäßige Rechnung den CO2-Ausstoß der Zulieferer zu den „eigenen“ Emissionen der BAYER-Werke, so sieht man, dass der Kohlendioxid-Ausstoß in der gesamten Zulieferkette von BAYER fast unverändert blieb. Die Behauptung, die Emissionen von Klimagasen um 60% reduziert zu haben, ist unhaltbar und eine bewusste Irreführung der Öffentlichkeit.

Sogar die Unternehmensberatungen Arthur D. Little und Dr. Hardtke monieren die geschönte Darstellung. In ihrer Evaluierung des BAYER-Nachhaltigkeitsberichts heißt es: „Zusätzlich zum Energieverbrauch werden auch die CO2-Emissionen berichtet. Allerdings ist diese Information von begrenzter Relevanz, weil Emissionen aus der Produktion extern erzeugter Energie nicht berücksichtigt werden und die berichtete Reduzierung zum Teil aus dem zunehmenden „Out-sourcing“ der eigenen Energieerzeugung resultiert.“

BAYER nutzt die frisierte Klimabilanz gezielt für die Öffentlichkeitsarbeit. Der Konzern wurde kürzlich in den Climate Leadership Index aufgenommen, den „ersten weltweiten Klimaschutz-Aktienindex“. Auch in „Nachhaltigkeits-Fonds“ wie dem Sustainability World Index ist das Unternehmen aufgrund seiner Klimabilanz enthalten. Im Dezember wurde BAYER gar mit dem „Low Carbon Leaders Award“ ausgezeichnet. Die Presse berichtete ausführlich - stets mit dem Hinweis auf die angeblich „um 60 Prozent reduzierten Klima-Emissionen“.

In der Realität bleibt die Chemische Industrie hierzulande nach Strom- und Metallproduktion der Klimakiller Nummer 3. Allein BAYER emittiert inclusive der Zulieferer über 10 Millionen Tonnen Kohlendioxid jährlich. BAYER will augenscheinlich davon ablenken, dass das Unternehmen nach wie vor zu den großen Klimasündern in Deutschland gehört.

Aufgrund der irreführenden Behauptungen zum Klimaschutz sollte BAYER aus allen Nachhaltigkeits- und Ethik-Fonds ausgeschlossen werden. Um das Klimaziel eines bis 2050 um 80% verminderten CO2-Ausstoßes zu erreichen, muss BAYER den Energieverbrauch substantiell reduzieren.